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Tennisverband Rheinhessen  

"Er war klar der Beste"

Niklas Noll hat bei den Tennis-Rheinhessenmeisterschaften in Worms seinen ganz eigenen Rhythmus gefunden: Alle zwei Jahre tritt der Mann vom TC Pfeddersheim bei diesen Titelkämpfen an. 2019 gelangte er bis ins Halbfinale, 2021 gewann er das Endspiel gegen den für Schott Mainz spielenden Leon Berg.

Rheinhessenmeister Niklas Noll (TC Pfeddersheim)

Worms. Und 2023, bei seiner dritten Teilnahme, gab es erneut keinen Kontrahenten, der ihn aufhalten konnte. In keinem seiner vier Matches gab er auch nur einen Satz ab, und diese Dominanz erkannte auch sein Finalgegner neidlos an. „Er war klar der Beste, er hat den Titel verdient“, sagte Adrian Kraus nach seiner 1:6, 2:6-Niederlage.

„Die einzelnen Begegnungen waren aber schwieriger, als die Ergebnisse aussehen“, kommentierte Noll seinen Siegeszug bescheiden. Keine Mühe hatte er im Achtelfinale mit dem Klein-Winternheimer Yan Haid (6:0, 6:1), erwartungsgemäß mehr Widerstand leistete der Titelträger von 2017 und 2019, Franjo Matic (TC Gensingen) beim 6:3, 6:1. Dessen Vereinskollegen René Jung schaltete Noll im Halbfinale mit 6:0, 6:3 aus, bevor er in Kraus den dritten Gensinger bezwang.

„Jedes Match war anders und auf seine Weise anspruchsvoll“, sagte der neue Meister, der schon für  Blau-Weiß Berlin in der Zweiten Bundesliga aufgeschlagen hat. Nicht nur im Finale gingen viele Spiele über Einstand, und gegen Adrian Kraus hätte es trotz klarer Führung im zweiten Satz kippen können, räumte er ein. Nach 5:2 und 40:15 nämlich vergab Noll zwei Matchbälle, kurz darauf hatte sein Gegner Vorteil. „Wenn er das Spiel macht und anschließend seinen Aufschlag durchbringt, steht es 5:4, dann hat er neues Selbstbewusstsein, und ich fange an nachzudenken…“

So weit kam es nicht. Kraus vermochte das Momentum nicht zu nutzen, Noll holte sich Spiel, Satz und Meisterschaft.

Der Unterlegene befand sich insofern in der schlechteren Ausgangsposition, als er zuvor weitaus länger auf dem Platz gestanden hatte als Noll. Schon Kraus‘ Matches am Vortag gegen Laurenz Kersting (TSC Mainz / 6:4, 6:4) und den Ingelheimer Lukas Hamacher (6:3, 6:1) waren mit zweistündiger harter Arbeit verbunden. Gegen Kersting drehte er den zweiten Durchgang nach 1:4, gegen Hamacher musste er mehrere Breakchancen abwehren. „Ein Selbstläufer war weder das eine noch das andere Match.“

So richtig aber gab er es sich im Halbfinale gegen seinen Vereinskollegen Jelle Ackermann. Ein Duell, das er nach mit 6:1 gewonnenem ersten Satz in der Tasche zu haben schien – darauf deutete nicht zuletzt Ackermanns lautstarke Selbstkritik hin, die selbst bei den Zuschauern des einige Plätze entfernten Damenfinales für Erheiterung sorgte –, entwickelte sich ein knapp dreistündiger Krimi.

„Das kann natürlich passieren, aber es wäre eine ärgerliche Niederlage gewesen, weil ich lange sehr gut im Spiel war“, sagte Kraus. „Aber dann bin ich passiver geworden, habe ein paar Chancen ausgelassen, und das hat Jelle sofort ausgenutzt.“

Die Perspektive, das Match in die eigene Richtung zu lenken, setzte bei Ackermann offensichtlich neue Energie frei. Hatte er eben noch gehadert („Kondition = Konzentration. Wenn beides bei null ist, wird es schwierig“), gelang es ihm plötzlich, Kraus laufen zu lassen. Den Tiebreak des zweiten Satzes entschied der 32-Jährige mit 9:7 für sich – im Matchtiebreak jedoch hatte der vergleichsweise sehr introvertierte Kraus („Ich bin auf dem Platz ein ruhiger Vertreter) mit 10:7 wieder die Nase vorne.

Danach freilich „war der Tank ein bisschen leer“, und die anderthalbstündige Pause bis zum Finale reichte nicht, ihn wieder aufzufüllen. Andernfalls hätte er Niklas Noll einen härteren Kampf liefern und das Match enger gestalten können. „Aber geschlagen hätte ich ihn trotzdem nicht.“

Bereits am Dienstag brach der Vizemeister zum nächsten Einsatz auf, dem Viertelfinalspiel um die Deutsche Hochschulmeisterschaft mit der Uni Mainz bei der Kölner Sporthochschule. Bei den Rheinland-Pfalz-Meisterschaften am Fronleichnamswochenende will er sich ins Hauptfeld spielen, und von Mitte Juni an eine erfolgreiche Oberligasaison mit dem TC Gensingen absolvieren. Unter anderem gemeinsam mit Jelle Ackermann, der bei den Rheinhessenmeisterschaften an Franjo Matic‘ Seite den Doppeltitel gewann. Mehr als ein Match war dafür nicht nötig, in dem bezwangen sie ihre Klubkollegen René Jung/Kaspar Mathes mit 6:3, 6:2.

Niklas Noll bestreitet die Medenrunde für den hessischen Gruppenligisten TC Seeheim, der den Aufstieg in die Verbandsliga anstrebt, wird nach der Saison allerdings zum TK Langen wechseln, der gerade Kurs auf die Oberliga nimmt. Bei den Rheinhessenmeisterschaften wird er wohl erst 2025 wieder aufschlagen – damit bliebe er im Rhythmus.

 

Adrian Kraus (TC Gensingen)