Tennisverband Rheinhessen
„Man muss es erst mal zu Ende spielen“
Eine Art Vereinsmeisterschaft: Sabina Schmidbauer ist zum zweiten Mal nach 2022 Tennis-Rheinhessenmeisterin der Damen. Im Endspiel setzt sie sich gegen Überraschungsfinalistin Julia Drescher durch.Text und Bild : Peter H. Eisenhuth
Worms. Eine Überraschung war es nicht, dass Sabina Schmidbauer sich zur Tennis-Rheinhessenmeisterin krönte. „Aber man muss auch erst mal alles zu Ende spielen“, sagte die neue Titelträgerin. Das tat sie in allen drei Matches ohne Satzverlust, auch wenn „ich anfangs noch ein dünnes Händchen hatte“, kommentierte die an Nummer eins gesetzte Oberligaspielerin des TSC Mainz das 6:3, 6:3 gegen Charlotte Acker (Ingelheimer TC). „Zum Glück habe ich mich von Match zu Match gesteigert.“
Vom Halbfinale an wurde das Turnier auf der Anlage von Rot-Weiß Worms zu einer Art Vereinsmeisterschaft – ausschließlich Spielerinnen des TSC hatten es in die Runde der letzten vier geschafft. Obschon sieben der zehn Teilnehmerinnen vom Ebersheimer Weg kamen, konnte man damit nicht rechnen, immerhin stand an dritter Stelle der Setzliste die Wormserin Jana Wagner (TC Bürgerweide).
Nur Momeni hat Drescher auf dem Schirm
Die allerdings überstand ihr erstes Match nicht, sondern scheiterte mit 3:6, 6:7 an Julia Drescher. Die junge Mainzerin wiederum, im Sommer vorigen Jahres rheinhessische U-16-Meisterin geworden, avancierte zur überraschendsten Akteurin – außer für Babak Momeni. Der Cheftrainer des TSC bescheinigte dem vor rund acht Monaten vom TC Weisenau zu seinem Klub gewechselten Talent eine beeindruckende Entwicklung. „Sie ist groß, schlägt gut auf, ist fleißig und hat Spaß am Tennis“, sagte er.
Das bekam im Halbfinale auch ihre Mannschaftskollegin Laura Shelekhova zu spüren; Drescher gewann den ersten Satz sehr glatt mit 6:2. „Das war cool“, sagte sie. „Ich hatte eigentlich gar nicht damit gerechnet, die erste Runde zu überstehen.“ Schon davor habe sie nach einer harten Trainingswoche Muskelkater gehabt, abends fragte sie ihre Fitnesstrainerin um Rat. Die empfahl ihr, die Beine mit einer Massagepistole zu lockern – „das hat geholfen“.
Passiv geworden, aber nervenstark
Im zweiten Satz gegen Shelekhova allerdings wurde Drescher zu passiv, was in Kombination mit dem jetzt präziseren Spiel ihrer Kontrahentin zu einem 3:6 führte. Doch als alles danach aussah, als sollte sich die Favoritin um Matchtiebreak durchsetzen, griffen die Muster des ersten Satzes wieder. Gut für Julia Drescher, schlecht für Laura Shelekhova. Mit 10:2 fiel die Entscheidung sehr deutlich aus. „Ich glaube, ich bin ziemlich nervenstark“, sagte die Siegerin. „Im Matchtiebreak habe ich mich total zu fokussieren versucht und alles gegeben. Wenn ich schon mal so weit komme, will ich auch gewinnen.“
Danach allerdings waren die Beine zu schwer, um Sabina Schmidbauer ernsthaft Paroli bieten zu können. Die Rheinhessenmeisterin von 2022 nach dem auch emotional nicht ganz einfachen Match gegen ihre frühere Ingelheimer Mitspielerin Acker ihr heutige Mannschaftskameradin Nuria Henkel mit 6:1, 6:2 bezwungen. Mit demselben Resultat entschied sie das Finale für sich, zollte ihren beiden letzten Gegnerinnen aber ein großes Lob.
Meisterin lobt die Unterlegenen
„Die beiden haben sich toll entwickelt“, sagte Schmidbauer, „sie spielen so mutig und risikoreich und gehen schön durch den Ball. Gegen Nuria habe ich vor zwei Jahren viel lockerer gewonnen, diesmal war es viel schwieriger, auch wenn das Resultat so klar aussieht. Ich hatte die Erfahrung auf meiner Seite.“
Gegen Spielerinnen aus dem eigenen Klub anzutreten, empfinde sie als schwieriger, sagte Schmidbauer. „Die familiäre Atmosphäre ist zwar schön, aber ich bin in solchen Matches nicht so befreit, sondern mache mir mehr Gedanken um das Drumherum“ – nicht zuletzt gilt es ja auch, die vereinsinterne Hierarchie zu bestätigen. „Das Beste ist, alles auszublenden und sich vorzustellen, dass man die Gegenüber nicht kennt.“